Ist Birkenwerder älter als seine Ersterwähnung wissen lässt?

Einer der ersten Chronisten von Birkenwerder, der an unserer Schule tätige Lehrer Schroeder, hat in einem Vortrag am 3. Juli 1911 vor dem Grundbesitzerverein darüber nachgedacht. Was wir über die Gründungszeit von Birkenwerder wissen ist recht spärlich. Zu damaliger Zeit hatte der Gutsherr von Birkenwerder, Mentze von Holtzendorf, den Landreitern Karls IV. nicht gestattet das Dorf „auszuschreiben“. Er glaubte so seiner Steuerpflicht zu entgehen.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1355 besagt, dass der Markgraf Ludwig II. (der Römer) seinem treuen Hauptmann und Hofrichter Johann von Buch einen Burgfried (Rittersitz) erbauen will. Wenn auch Birkenwerder im Detail nicht erfasst werden durfte, lässt uns das Landbuch Karls IV. aus dem Jahr 1375 trotzdem wissen: „ Birkenwerder ist das Heiratsgut der Witwe Johann von Buchs, die jetzt Mentze von Holtzendorfs Frau ist. Aber eine Mühle gibt es da. Krug, Kossäten, Seen, Waldungen und sehr fruchtbare Heideländer“.

Archäologische Funde auf dem Territorium von Birkenwerder, wie z.B. zahlreiche Geräte aus Feuerstein, weisen auf die Siedlungstätigkeit bis in die Steinzeit (also vor rund 5000 Jahren) zurück. Auf der Feldmark zwischen Untermühle und Havel bestätigen spätbronzezeitliche, germanische, slawische und frühdeutsche Funde eine umfangreiche Siedlungsstelle. Nun hat Lehrer Schroeder eine weitere Entdeckung gemacht.

„Von alters her ist die Pfarre zu Birkenwerder mit zwei Hufen ausgestattet. Dieser Umstand lässt uns mit Gewissheit erkennen, dass die hiesige Pfarre vor dem Jahre 1238 errichtet worden ist. Es war selbstverständlich eine katholische Pfarrei. Am 28 Februar 1238 wurde in Merseburg der so genannte „Zehntstreit“, der um die Besoldung der Pfarrer ausgebrochen war und lange Jahre mit großer Heftigkeit geführt worden war, durch den Pabst Gregor (1227-1241) beigelegt. Alle Pfarren, die nach dem Jahr 1238 neu errichtet wurden, erhielten 4 Hufen Landdotation“. Es kann also durchaus sein, dass uns die Kirchengeschichte mit einer neuen „Ersterwähnung“ überrascht.

Übrigens, Lehrer Schroeder hat auch eine handschriftliche Chronik von Birkenwerder verfasst. Sie diente 1955 Lehrer E. Dahlenburg als Vorlage für die Festschrift 600 Jahre Birkenwerder. Leider ist sie bis heute verschollen. Sollte sie sich dennoch in Privatbesitz befinden, wäre eine Information an unser Gemeindearchiv wünschenswert.

Hildemar Wehner