Achtung, die Zecken werden munter!

Amtsarzt rät zu Vorsicht und Vorsorge

Wenn in der kommenden Woche, wie es die Wetterprognosen ankündigen, die Temperaturen wieder steigen und das warme Frühlingswetter uns Menschen in die Natur lockt, dann werden auch die Zecken munter und kommen aus ihren Überwinterungsquartieren hervor. Das Gesundheitsamt appelliert deshalb an alle Naturfreunde und Hobbygärtner, wachsam zu sein und Vorkehrungen zu treffen. Durch die Corona-Einschränkungen sind viele Oberhavellerinnen und Oberhaveler zum Spazierengehen in den Wäldern und Parks unterwegs oder schon früh in ihren Gärten aktiv. Genau dort lauern die Tiere.

Und: Zecken reagieren auch auf Feuchtigkeit. Generell fällt im Frühjahr wenig Regen, daher kann es nach längeren Schönwetterperioden im April schon so trocken sein, dass sich die Zecken vorübergehend zurückziehen. Regnet es dann wieder, verlassen sie allerdings schnell die schützende Laubstreu und suchen verstärkt nach Wirten. Das sind Situationen, in denen die Zeckenaktivität regelrecht explodieren kann.

Zecken, auch bekannt als der gemeine Holzbock, sind Überträger von Borrelien und des Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, kurz: FSME, daher sollten Bürgerinnen und Bürger unbedingt Vorsorgemaßnahmen treffen. „Lange und helle Kleidung hält nicht nur Zecken ab, sondern hilft auch, Sonnenbrand zu vermeiden. Sinnvoll ist es, im Falle eines Bisses eine Zeckenzange oder Zeckenkarte zur Entfernung sowie Desinfektionsmittel und Pflaster griffbereit zu haben“, rät Amtsarzt Christian Schulze. „Insektenabweisende Sprays halten die Tiere für einige Zeit auf Abstand. Außerdem sollte man den Körper nach jedem Aufenthalt in der Natur absuchen. Auch wenn es in Brandenburg noch nicht ganz so akut ist – eine Impfung gegen FSME hilft, das Risiko einer Infektion in Folge eines Zeckenstiches zu mindern.“ Hausärzte informieren über die Impfung und bieten sie auch an. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen, die in FSME-Risikogebieten – wie etwa Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen und Sachsen leben oder dorthin reisen, die Impfung unbedingt vornehmen zu lassen. Erst 2021 sind neue Risikogebiete dazugekommen, darunter beispielsweise der Stadtkreis Dessau-Rößlau in Sachsen-Anhalt.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die bei Patienten zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und sogar tödlich enden kann. Insbesondere Personen ab 60 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Das FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein bekämpfen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können jedoch Langzeitschäden wie Schluckbeschwerden oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtete jüngst von einer Zunahme gemeldeter FSME- Erkrankungen über 50 Prozent im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr.

Die Borreliose dagegen ist eine durch Bakterium ausgelöste Infektionskrankheit. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Wenn Borreliose im Frühstadium erkannt wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Können sich die Borrelien über längere Zeit ungehindert im Körper ausbreiten, können sie irreparable Langzeitschäden verursachen. Eine Antibiotikatherapie kann sich dann auch über mehrere Wochen hinziehen. Gegen Borreliose gibt es – anders als gegen FSME – keine Impfung für den Menschen.

„Generell gilt: Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn sich die Stelle rötet oder entzündet oder Sie ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bekommen. Als typisches Frühzeichen einer Erkrankung zeigt sich häufig auch eine Wanderröte einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich. Die Infektion kann mittels eines Bluttests vom Hausarzt festgestellt werden“, sagt der Amtsarzt.

Übrigens: Wer Haustiere hat, sollte bei den Vorsorgemaßnahmen auch an die Vierbeiner denken. Denn die Zeckenzeit für Hunde oder Katzen entspricht der Zeckenzeit für Menschen.

Weitergehende Informationen zum Thema Zecken und Schutzmaßnahmen sind zu finden unter: www.zecken.de und www.bgv-zeckenschutz.de. Eine Karte der FSME-Risikogebiete findet sich unter: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html

Pressemeldung des Landkreises Oberhavel