Aufräumaktion im Wald

Die blauen Müllsäcke füllten sich schneller als gedacht: 45 Schülerinnen und Schüler der Regine-Hildebrandt-Gesamtschule in Birkenwerder haben kurz vor den Sommerferien im Wald Unrat gesammelt. Zum zweiten Mal beteiligten sich die zwölften Klassen der Schule an einer Aktion von Jens Bartsch. Der Ingenieur und Software-Entwickler aus Birkenwerder ist seit Jahren regelmäßig in den Wäldern unterwegs um diese von dem Müll zu befreien und sauber zu halten.

Vor allem am Rande der Autobahn landen viele Abfälle, erzählt er. „Es liegt so viel im Wald – das glaubt man gar nicht“, sagt Bartsch, der gerne zum Joggen und Spazieren im Grünen unterwegs ist – als Ausgleich zur Arbeit.

Vieles fliege aus den Fenstern der Autos, aber manchmal finde er auch größere, illegale Müllablagerungen. „Das ist zum Glück sehr selten“, berichtet Bartsch. Auch aus DDR-Zeiten lagere noch Müll im Wald, inzwischen halb verdeckt und zugewachsen.

Vor einem Jahr hat Bartsch mit einer Gruppe von 55 Schülerinnen und Schülern 60 Müllsäcke füllen können. Eine vermeintliche Handgranate bereitete der Aktion damals ein vorzeitiges Ende. Letztendlich stellte sich jedoch heraus, dass es sich nur um ein altes Tischfeuerzeug handelte.

In diesem Jahr sollte auch dort gesammelt werden, wo die Schülerinnen und Schüler im vergangenen Jahr wegen des Abbruchs der Aktion nicht mehr hingekommen sind. Andere Gebiete wurden erneut durchkämmt – denn auch dort findet sich noch versteckter Unrat. „Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Hier ist viel rauszuholen“, betont Michael Brehm, Tutor des 12. Jahrgangs, morgens am Treffpunkt an der Fichteallee.

Er wird recht behalten. Die Schülerinnen und Schüler teilen sich in Gruppen auf und verstreuen sich – ausgerüstet mit Handschuhen, Eimern und Plastiktüten – auf die Gebiete, die Jens Bartsch auf einer Karte markiert hat. Nach einigen Minuten hält Aya Abdul-Halim den Kieferknochen eines Tieres in den Händen. Während sie mit einer Mitschülerin beratschlagt, was das wohl sein könnte, nähert sich ein Mädchen aus einer anderen Gruppe und ruft: „Leute, wir haben einen riesigen Müllberg gefunden, aber unsere Tüten reichen nicht.“

Mehrere kaputte Säcke mit Kleidung und einem alten Teppich liegen an der Fundstelle herum. „Braucht jemand einen BH?“, fragt eine Schülerin und hält an einem Stock baumelnde Unterwäsche in die Höhe. Die Schülerinnen und Schüler lachen – und diskutieren, warum Menschen ihren Müll einfach in den Wald werfen. Die Klamotten seien doch sicher noch heile gewesen, als sie hier ausgekippt wurden, vermutet eine Schülerin.

Sie könne sich schon Schöneres für den letzten Schultag vor den Zeugnissen vorstellen, als Müll zu sammeln, verrät Aya Abdul-Halim. Aber es sei trotzdem eine gute Aktion, betont sie. Nachdem sie sich wegen der Corona-Schutzmaßnahmen so lange nicht sehen konnten, sei es schön, etwas Gemeinsames und gleichzeitig Sinnvolles zu machen, sagt ihre Mitschülerin Johanna Mastmann.

Lisa Kolb erzählt, dass an der Schule Klima- und Umweltthemen große Beachtung fänden. Viele Schülerinnen und Schüler unterstützten die Fridays-For-Future-Bewegung. „Man kann aber nicht zur Demo gehen und dann den Müll hier liegen lassen“, betont sie. Nach einer halben Stunde sind die ersten Säcke voll. Auf dem Weg zurück durch den Wald findet Johanna ein paar Gummistiefel und stopft sie in ihren Eimer. „Wer schmeißt denn so etwas weg?“, fragt sie kopfschüttelnd.

Die Schülerinnen und Schüler stellen die vollen Mülltüten an den Waldweg, wo sie vom Landesbetrieb Forst abgeholt werden. Insgesamt kommen an diesem Vormittag 25 gefüllte Säcke zusammen. Deren Standorte trägt Jens Bartsch direkt in eine von ihm programmierte App ein, die eigentlich zur Dokumentation von Baustellen dient. Dort lädt er auch Fotos von den Fundstücken hoch. Man merke, dass im vergangen Jahr schon gesammelt wurde und der Müll insgesamt weniger wurde. „Das hat sich auf jeden Fall gelohnt“, resümiert er. 

Bildunterschrift:  Schülerin Aya Abdul-Halim hat einen Tierschädel gefunden

Text/Foto: id