Wunsch nach breiteren Radwegen

Bürgerwerkstatt lädt zur Debatte über neues Verkehrskonzept

Breitere Radwege, Tempolimits, Busverbindungen und Lärmschutz an S- und Autobahn sind einige Beispiele für Wünsche und Vorschläge, die bei der 1. Bürgerwerkstatt in Birkenwerder gesammelt wurden. Für Montag, 14. September, hatte die Gemeinde Bürgerinnen und Bürger in die Pestalozzi-Grundschule eingeladen, um über Verkehr und Lärm zu diskutieren.


Hintergrund ist das interkommunale Verkehrskonzept „Niederbarnimer Fließlandschaft“, das die Gemeinden Glienicke/Nordbahn, Mühlenbecker Land, Birkenwerder und Hohen Neuendorf (GMBH) gemeinsam erarbeiten wollen. Zusätzlich wird durch das Ingenieurbüro Spiekermann GmbH Consulting Engineers ein Mobilitätskonzept und der Lärmaktionsplan der dritten Stufe für die Gemeinde Birkenwerder auf kommunaler Ebene erarbeitet. Es geht dabei unter anderem um Lärmreduzierung und die Einsparung von CO2-Emissionen. Bewohner und Bewohnerinnen sollen eingebunden werden und mitdiskutieren – beispielsweise in Bürgerwerkstätten. Die beauftragten Ingenieurbüros ermutigen außerdem dazu, sich durch das Ausfüllen von Fragebögen zu beteiligen.  

Wie einige Birkenwerderaner am Montag kritisierten, hatten die Fragebögen bis dahin jedoch noch nicht alle Haushalte erreicht. Auch bei den Online-Formularen sei es zu Problemen gekommen. Max Bohnet vom Büro Gertz Gutsche Rümenapp erklärte, dass man sich darum kümmere werde, dass alle Birkenwerderaner mit Fragebögen versorgt werden. Diejenigen Haushalte, die keine Briefe erhalten haben, können über die Webseite https://befragung.ggr-planung.de/ an der Befragung teilnehmen und einen beliebigen Stichtag wählen. Die Online-Befragung laufe noch bis zu den Herbstferien. Darüber hinaus haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit ihre Ideen und Meinungen zum Fußverkehr, Radverkehr, Öffentlichen Verkehr (Bus/Bahn), KFZ-Verkehr und weitere Kategorien wie Lärm, Verkehrssicherheit und Aufenthalt bis zum 15.10.2020 über die Webseite https://www.buergerbeteiligung.de/ivk/ zu äußern und auf einer interaktiven Karte oder per Nachricht einzutragen.

In jeder Gemeinde werde außerdem noch zu einer weiteren Bürgerwerkstatt geladen.
Eine zentrale Rolle beim Thema Verkehr spielt der Lärmaktionsplan Stufe 3. Markus Zahn vom Ingenieurbüro Spiekermann GmbH Consulting Engineers, das den Verkehr innerhalb Birkenwerders betrachtet, erklärte, dass die Lärmwerte für den Lärmaktionsplan nicht gemessen, sondern berechnet werden. „Ziel ist es, die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Lärm zu minimieren und dadurch Wohn- und Industriestandorte aufzuwerten.“ Die Vorprüfung zeigt: Viele Einwohner von Birkenwerder sind von „Schallimmissionen mit Belastungswirkung“ betroffen. Das bedeute, dass Maßnahmen zu Lärmminderung in einem Aktionsplan festgeschrieben werden müssten, erläuterte Zahn.
Auch für viele Teilnehmende der Bürgerwerkstatt ist Lärmbelästigung ein zentrales Problem. Nach Ende der Vorträge konnten positive und negative Beispiele sowie konkrete Vorschläge zu verschiedenen Themen auf bunten Klebezetteln notiert und gesammelt werden. Kritisiert wurde unter anderem, dass gesundheitliche Schäden durch Lärm nicht genug berücksichtigt würden. Kinder lernten und schliefen dadurch schlechter, stand auf einem der Zettel.

Die Diskussion zeigte auch, dass die Beurteilung von Lautstärke unterschiedlich ausfällt. Während einige Einwohner das Kopfsteinpflaster loswerden wollen, sagte eine Birkenwerderanerin, dass sie ihre Straße nicht als laut empfinde. Sie wolle das Pflaster gerne behalten, weil es nachhaltig sei und dafür sorge, dass die Autos in der Straße nicht zu schnell fahren.

Weitere Themen des Abends waren Pendler- und Durchgangsverkehr, Radverkehr und die Berücksichtigung von Fußgängern. Die beauftragten Büros betrachten unter anderem die Anbindung an den ÖPNV, den Verkehr innerhalb von Birkenwerder, aber auch Verbindungen in andere Orte. Es soll ein Maßnahmenkatalog mit übergreifenden und individuellen Lösungsansätzen erarbeitet werden.

Mehrmals notierten Birkenwerderaner auf Zetteln, dass sie sich ein besseres Radwege-Netz wünschen. Dass Fahrradfahrer bei schlechter Fahrbahn auf Fußwege ausweichen, wird als Problem wahrgenommen. Die Teilnehmenden der Werkstatt hätten außerdem gerne „Park & Ride“-Möglichkeiten am Bahnhof und eine Busverbindung innerhalb von Birkenwerder als auch in andere Orte. Als Vorschläge wurden außerdem Blitzer-Anlagen und Tafeln, die das Tempo der durchfahrenden Fahrzeuge anzeigen, genannt.
Alle Ideen werden gesammelt, geprüft und abgewogen und in den Prozess aufgenommen, sagte Markus Zahn. „Am Ende steht ein formales Beteiligungsverfahren.“ Auch dann können noch Einwände geäußert werden.

Sorgen bereitete den Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt die Frage, ob die Vorschläge letztendlich auch umgesetzt werden. Dass das Konzept ein reiner „Papiertiger“ werden könne, befürchtete ein Birkenwerderaner. Garantien gaben die Ingenieure nicht. Max Bohnet aber versprach, den Landesbetrieb Straßenwesen frühzeitig mit ins Boot zu holen.

Text/Fotos: id/ww

Bildunterschrfit 1: Ingenieur Max Bohnet stellt in der Grundschul-Mensa in Birkenwerder die Schritte zur Erstellung des Konzeptes vor.

Bildunterschrift 2: Die Bürger nutzten die Möglichkeit, sich bei der Veranstaltung am Montag zu informieren und Fragen zu stellen.