Gesichter: Alina Markefka und Lilli Trebs - ein starkes Team

Seit knapp einem Jahr gibt es die Willkommensinitiative. Von Anfang an sind zwei 19-jährige dabei: Alina Markefka und Lilli Trebs. Für die Flüchtlinge, aber auch für andere Helfer sind die beiden jungen Frauen wichtige Ansprechpartner.

  • Alina: In der neunten Klasse hab ich mal in einem Seniorenwohnheim ein Praktikum gemacht. Seit April mache ich jetzt eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Sowas wie eine soziale Ader hab ich also wohl schon.
  • Lilli: Ich komme aus einer kinderreichen Familie. Da ist Soziales Teil des Programms. In den letzten Jahren war ich schon in ganz vielen sozialen Initiativen aktiv, auch hier im Ort.
  • Alina: Im letzten Sommer, nach meinem Abi an der Regine-Hildebrandt-Schule, hatte ich das Gefühl, dringend etwas für Flüchtlinge machen zu müssen. Ich hatte nur keine Ahnung, wie das gehen könnte, an wen ich mich wenden sollte. Ich bin zur Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik gefahren, ins Heim nach Lehnitz und nach Hennigsdorf. Und überall bei den Security-Leuten abgeblitzt. Dann habe ich erste Kontakte ins Heim in der Hubertusstraße geknüpft und bei einem Besuch dort auch Lilli kennen gelernt.
  • Lilli: Als Alina mich angesprochen hat, haben wir erstmal zwei Stunden nur geredet. Sowas ist mir noch nie passiert.
  • Alina: Ich weiß nicht, ob wir uns je angefreundet hätten, wenn wir uns irgendwo auf der Straße begegnet wären. Das gemeinsame Interesse und unser Bedürfnis helfen zu wollen, ist unsere Basis.
  • Lilli: Vorbilder hatten wir dabei nie. Wir haben immer versucht, nach unserem Bauchgefühl zu handeln. Das unterscheidet uns vielleicht auch von dem einen oder anderen in der Willkommensinitiative: Wir haben ganz eng mit den Flüchtlingen zusammen gearbeitet, haben auch persönliche Beziehungen aufgebaut, die uns dann natürlich besonders nahe gingen. Bei Treffen in der WiBi mussten wir mehr als einmal dafür kämpfen, dass die Dinge, die ganz konkret für die Leute vor Ort sind, nicht untergehen. Und wir haben manch eine Aktion einfach in Eigeninitiative, ohne großartige Rücksprachen gemacht – die Fahrradtouren nach Berlin zum Beispiel.
  • Alina: Wir haben einfach ganz viel zusammen erlebt, Höhen und Tiefen. Das hat zusammen geschweißt. Wir haben in den letzten Monaten auch oft darüber gelacht, dass wir in so kurzer Zeit so krass intensiv befreundet sind. Wir gehen uns schon mal auf den Wecker. Aber gestritten haben wir uns noch nie.
  • Lilli: Dabei sind wir grundverschieden. Alina ist eine unglaubliche Initiatorin. Sie hat eine Idee und packt sie dann auch gleich an. So wie zum Beispiel den Frauentreff.
  • Alina: Lilli ist da besonnener. Sie denkt eher zweimal über ein Projekt nach, feilt es in Ruhe aus. Deshalb sind wir ein tolles Team – wir ergänzen einander prima.  
  • Lilli: Im vergangenen Sommer und Herbst waren wir fast jeden Tag von 13 bis 20 Uhr im Heim, erst nur hier in der Hubertusstraße, dann auch in der Geschwister-Scholl-Straße. Wir haben uns um Sprachunterricht gekümmert, endlose Formulare ausgefüllt, wahnsinnig viel mit Arztpraxen telefoniert, zu Terminen begleitet. Eine Zeit lang waren wir tatsächlich die einzigen, die alle Flüchtlinge kannten. Also hat sich alles auf uns konzentriert. Die Familie hat in diesen Monaten schon das eine oder andere Mal gelitten …
  • Alina: Ich habe meine Hobbies total vernachlässigt, war wochenlang nicht beim Sport. Meine Familie und meine Freunde haben mich sehr unterstützt. Aber ich habe schon auch mal zu hören bekommen „Lass uns mal wieder über andere Dinge reden, nicht nur über Flüchtlinge.“ Damals war ich empört und verärgert über das Unverständnis. Für mich war das Darüber-Reden auch ein Verarbeiten.
  • Lilli: Das, was wir in den Heimen tun und erleben, ist ja nicht vorbei, wenn wir nach Hause kommen. Es hört nicht an der Heimtür auf.  Es beschäftigt uns nicht nur emotional. Wir verbringen auch ganz viel Zeit damit, uns mit der Politik in den Herkunftsländern der Menschen zu befassen.
  • Alina: Inzwischen sind wir weniger präsent in den Heimen. Zum Glück. Es gibt viel mehr Helfer, die sich auch teils spezialisiert haben. Und die Flüchtlinge gewöhnen sich schrittweise ein, sie brauchen damit weniger Hilfe.


Gesprächsaufzeichnung / Foto: Eva Neumann für die Gemeindeverwaltung Birkenwerder