Schulze Bergemann mogelt bei seiner Gehaltsforderung

Der Kampf um gesicherte Einkünfte wie bei den Predigern und Küstern betraf auch viele im Laufe der Zeit in Birkenwerder tätigen Schulzen.

Wie Max Rehberg in seiner Chronik „Birkenwerder, Geschichte und Gegenwart“ schreibt, musste Schulze Wilhelm Bergemann, im Amt von 1829 bis 1842, 13 Jahre um seine Schulzenentschädigung kämpfen. Als Grund gab er an, dass seine Schulzenwiese bei Pinnow nur 5 Taler jährlich einbrächte, als Vergütung viel zu wenig.

Die ihm übertragenen Aufgaben – Verwaltung der Gemeinde, Regelung polizeilicher Angelegenheiten, Berichterstattungen, Durchsetzung von Anordnungen der Obrigkeit, seine dienstlichen Reisen nach Berlin und Bötzow – hatten sich erweitert. Seine Reisetätigkeit umfasste auch die Zustellung der „gesammelten“ Militärpflichtigen an die betroffenen Garnisonen. 1831 genehmigte die Regierung sieben Taler 15 Groschen, die Gemeinde solle aber die gleiche Summe aufbringen.  Im September 1832 beschwerte sich Bergemann, dass die Gemeinde noch nicht gezahlt habe, da die Büdner, ein Bauer, die beiden Müller und der Krüger sich weigerten, ihren Anteil zu leisten.

Die säumigen Zahler wurden tatsächlich gepfändet, zum Verkauf der gepfändeten Gegenstände kam es aber nicht. Auf Weisung des Amtes wurde nämlich die besagte Schulzenwiese, die angeblich nichts einbrachte, an Johann Christoph Tornow gegen 33 Taler in Pacht gegeben, ein anständiges Salär für den Schulzen. Die Regierung verfügte danach selbstverständlich die Streichung der angedachten Vergütung, Bergemann musste sogar die von vier Bauern und sechs Kossäten gezahlten Beiträger erstatten.
Bergemann hatte wegen des ewig anhaltenden Streits keine Lust mehr und bat um Entbindung als Schulze.

Hatten noch die Söhne des 1721 verstorbenen Schulzen Jürgen Iden erbittert um das Schulzenamt gekämpft (darüber wurde berichtet), gelang jetzt die Benennung eines neuen Schulzen wegen der ständig wachsenden Belastung durch das Schulzenamt der sich vergrößernden Gemeinde nicht ohne weiteres. 1842 weigerte sich Bauer Christian Friedrich Rückert das Amt zu übernehmen, da er nicht schreiben und lesen könne. Nachdem sein ehemaliger Lehrer vor dem Amt bestätigt hatte, dass Rückert sehr wohl gute Schulkenntnisse habe, musste er das Schulzenamt übernehmen.

Autor: Siegfried Herfert