Die Kegelbahn in der Biergartenanlage

Natürlich konnten die vielen Gaststätten, Restaurants und Cafés in Birkenwerder nicht allein von den Einwohnern des Ortes leben, sie waren von Anfang an auf auswärtige Gäste, besonders aus Berlin, angewiesen. Die Wirte gaben sich daher alle Mühe, ihre Lokalitäten so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Gastwirte, die über ausreichend große Grundstücke verfügten, schufen sich schöne von Bäumen beschattete Biergartenanlagen mit z. T. riesigem Platzangebot. In den Gärten waren weitere Attraktionen, wie Würfelbuden, Glücksräder und Schießstände und für die Kinder der Gäste Schaukeln, Klettergerüste und andere Spielgeräte vorhanden.

Bei ausreichenden Platzverhältnissen gab es in den Gärten Kegelbahnen in einfacher Holzbauweise. Eine solche nicht mehr nutzbare Anlage war noch in den 1950-ziger Jahren in Briese zu sehen. Das Restaurant „Zum Boddensee“ hatte eine attraktive Kegelbahn, die zu jeder Jahreszeit betrieben werden konnte.

Übrigens befand sich hier auch ein sogenannter „Pariser“, eine betonierte Fläche von etwa 25 m², auf der die Gäste bei Gartenkonzerten „schwoften“.

Um 1900 organisierten sich viele Menschen in Radfahrervereinen, die u. a. Weltfahrten veranstalteten und sportliche Radwanderungen unternahmen. Die Radler rasteten und verköstigten sich in Gaststätten, die sich als „Radfahrer – Station“ etablierten. Hier wurden Unterstellmöglichkeiten für die Räder geboten, gegebenenfalls auch Unterkunft. Als eine solche Station bot sich bereits 1902 das Restaurant „Zum deutschen Haus“ Ecke Hauptstraße/Brieseallee an. Später war auch das Lokal gegenüber als „Radlersruh“ von Otto Rodewald speziell auf die „Pedalritter“ orientiert.

Weitere sportliche Betätigung boten viele Gaststätten im Billard. Auch hier qualifizierte der Wirt „Zum deutschen Haus“ den berliner Kneipensport mit dem Angebot „eines guten französischen Billardtisches“.

Große Wirkungen zeigten die frühen Vorführungen auf der Grundlage der sich rasch entwickelnden Kinotechnik.

Die Brüder Eugen und Max Skladanowski bestritten die ersten erfolgreichen Vorstellungen mit den von ihnen entwickelten Projektoren 1895 in Pankow, im gleichen Jahr im Berliner Wintergarten. Bereits im Februar 1910 fanden die Gala – Vorstellungen des „Henry Beckers Pracht – Elektrobioskoptheater“ im Restaurant Boddensee begeisterte Zuschauer.

„Die Bilder stehen ruhig, die Filme sind von tadelloser Beschaffenheit … und enthalten aktuelle, unterhaltende und belehrende Sachen“, berichtete der Briesetal – Bote. Die Dramen wurden „vorzüglich erklärt“ und mit dem Gloria – Harmonium begleitet. Die Attraktion des sich ständig weiterentwickelnden technischen und künstlerischen Niveaus des Kinos war so stark, dass sich Gastwirte später eigenen Vorführungseinrichtungen anschafften.

Autor: Siegfried Herfert