Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Birkenwerder

Mit einer eindrucksvollen Gedenkstunde erinnerten Bürgerinnen und Bürger Birkenwerders am Sonntagvormittag, dem 9. November, an die jüdischen Einwohner der Gemeinde. Rund 30 Teilnehmende versammelten sich am Gedenkstein an der B96a, gegenüber dem Bahnhof, der mit seiner schlichten Inschrift „Zum Gedenken an alle jüdischen Einwohner von Birkenwerder, die durch das Naziregime verfolgt oder ermordet wurden“ seit Jahren Mahnung und Zeichen des Erinnerns ist. Bürgermeister Stephan Zimniok begrüßte die Anwesenden und betonte, wie wichtig es sei, dass das Gedenken an einem so zentralen Platz im Ort sichtbar bleibe. „Die Öffentlichkeit soll sehen: Wir vergessen nicht“, sagte er. Kränze und Blumen zeugten davon, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus auch in einer kleinen Gemeinde wie Birkenwerder wachgehalten werde. Besorgt zeigte sich Zimniok über die gegenwärtige Situation, in der in Berlin wieder Menschen jüdischen Glaubens aus Angst auf das Tragen religiöser Symbole in der Öffentlichkeit verzichten. Unter den Teilnehmenden befanden sich Gemeindevertreter, Vertreter örtlicher Vereine und Verbände, darunter die Geschichtsstube, der Förderverein der Clara-Zetkin-Gedenkstätte, die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde sowie die Schulleiterin der Regine-Hildebrandt-Schule. In ihrer Ansprache erinnerte Doris Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Gemeindevertretung, daran, dass das Erinnern nicht aus Schuld, sondern aus Verantwortung geschehe. „Gerade in einer Zeit, in der rechtsextremes Gedankengut wieder Einfluss gewinnt, müssen wir entschieden für unsere demokratischen Werte eintreten“, mahnte sie. Für eine besonders bewegende Atmosphäre sorgte Trompeter Michael Netzker, der die Gedenkstunde mit drei musikalischen Beiträgen umrahmte: dem Trauermarsch von Frédéric Chopin, Händels „Lascia ch’io pianga“ und einem Lied, das der elfjährige Alex Wolkowski im KZ Vilnius geschrieben hatte. Als die letzten Töne verklangen und die Besucher schweigend am Gedenkstein verweilten, wurde spürbar, dass die Erinnerung lebendig bleibt – auch wenn die Blumen eines Tages verblühen.

Text/Foto: bm

BU:

  1. Gruppenfoto am Gedenkstein vor dem „Hotel Andersen“.
  2. Der Gedenkstein erinnert an jüdische Opfer des Nationalsozialismus.