Anlässlich des 84. Jahrestages der Reichspogromnacht fand am 9. November eine Gedenkveranstaltung am Gedenkstein gegenüber vom S-Bahnhof in Birkenwerder statt. Bürgermeister Stephan Zimniok, Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindevertretung, Parteien und Organisationen sowie auch der Pfarrer der evangelischen Gemeinde, Sven Stoltmann, und Vera Paulick vom Geschichtsstübchen des Ortes waren gekommen, um zum Nicht-Vergessen der Gräueltaten des NS-Regimes beizutragen. Mit eindrucksvollen Worten erinnerte Bürgermeister Stephan Zimniok an die Bedeutung dieses Tages. „Es gibt an diesem Tag mehrere Anlässe, sich zu erinnern. Zum einen den freudigen Anlass, weil im Jahre 1989 die Mauer, die Deutschland trennte, gefallen ist und eine neue Zeit eingeläutet wurde und zum anderen die schreckliche Nacht, in der in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet und geschändet, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und Menschen ermordet wurden“.
Um nicht zu vergessen, dass dieser Tag nicht nur für Freude steht, stünden er und alle Anwesenden am Gedenkstein, der an alle jüdischen Einwohner Birkenwerders erinnert, die durch das Nazi-Regime verfolgt oder ermordet wurden.
Recherchen des Geschichtsstübchens
Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, die Reichspogromnacht, gilt als Beginn der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten. In dieser Nacht wurden tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, verhaftet oder getötet. Ihre Geschäfte wurden geplündert und zerstört. Synagogen wurden in Brand gesetzt. Nach Recherchen der Mitglieder des Geschichtsstübchens, die Vera Paulick und ihre Mitstreiter und Mitstreiterinnen in den Jahren 2015 und 2016 durchführten, wurden 51 jüdische Lebensschicksale aus Birkenwerder gefunden und in einer Ausstellung veröffentlicht. Vermutlich gäbe es noch mehr, so Vera Paulick. Das Geschichtsstübchen hatte daraufhin im Jahr 2018 den Gedenkstein initiiert, der seit vier Jahren gegenüber vom S-Bahnhof Birkenwerder steht und einen „würdigen Ort darstellt, um an die Reichspogromnacht zu erinnern und den Schicksalen zu gedenken.“
Wie bereits im Jahr zuvor wurde die Veranstaltung in diesem Jahr musikalisch begleitet. Michael Netzker aus Berlin spielte auf der Trompete ein Thema aus dem amerikanischen Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ und das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ und verlieh damit der Veranstaltung eine festliche und andächtige Note. Und in dieser Zeit legten die Teilnehmer der Gedenkfeier Gebinde und Blumen am Stein nieder und zündeten Kerzen an.
Text und Fotos: Jürgen Zinke
Bildunterschriften:
Bild 1: Bürgermeister Stephan Zimniok gedenkt an die Reichspogromnacht
Bild 2: Gedenkstein mit den niedergelegten Kränzen und Blumen



