Klassische Musik im Ratssaal Birkenwerder

Marie Sofie Jacob (Sopran), Stefan Anđelković (Bariton und Flöte) und Evgeny A. Nikiforov (Klavier) spielten am 24. Februar ein Klassik-Konzert in Birkenwerder. Mit bekannten und unbekannten Werken begeisterten sie das Publikum und Bürgermeister Stefan Zimniok.

 

Ein „buntes Programm so bunt wie das Kleid der Sopranistin“, beschrieb der Pianist und Organisator der Konzerts Evgeny A. Nikiforov das Abendprogramm, das Stücke von Bach, Mozart, Tschaikowsky und Vivaldi enthielt. Doch nicht nur bekannte Werke wurden gespielt, sondern auch eine Uraufführung. Das Stück „Reminisce“ der usbekischen Komponistin Olga Kendjaeva wurde im Ratssaal Birkenwerder erstmals aufgeführt. Kendjaeve schrieb das Lied, nachdem eine Freundin an Covid gestorben war, erklärte Nikiforov. Überhaupt war das Konzert nicht nur eine Freude für die Ohren des Publikums, sondern stellenweise auch politisch und gesellschaftskritisch. So thematisierte der aus Russland stammende Pianist den Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, an dem das Konzert zufälligerweise stattfand, „obwohl es eigentlich keine Zufälle gibt.“ Sein eigenes Interesse und das vieler anderer für ukrainische Musik sei leider erst nach Kriegsbeginn entstanden, erklärte er. Er spielte das Stück „Lied ohne Worte“ des ukrainischen Komponisten Mykola Witalijowytsch Lyssenko, mit dem er seine Gefühle zum Krieg in der Ukraine ausdrücken wollte. Bei dem Stück „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ von Wolfgang Amadeus Mozart nahmen sich Jakob, Anđelković und Nikiforov „die Freiheit, den Text etwas zu ändern“ und sangen nicht nur „Mann und Weib und Weib und Mann“, sondern auch „Mann und Mann und Weib und Weib“ und stießen nicht nur damit auf applaudierende Begeisterung im Publikum.

 

Tosender Applaus

Das Publikum dankte den Musikerinnen und Musikern mit tosendem Applaus für das Konzert. Auch die „schöne und intime Atmosphäre“ des Ratssaals wurde gelobt. Mit 70 Gästen war der Ratssaal voll. Herrn Krüger, der aus Berlin angereist war und sich als sehr musikaffin beschrieb und nahezu alle Berliner Konzertsäle kenne, erinnerte die Stimmung an Salonkonzerte, an Treffen unter Freunden. „Wo findet man noch kleine Konzertsäle?“, fragte er begeistert. Auch Sophie Friese und ihrer Tochter, die häufiger klassische Konzerte besuchen, gefiel das Konzert sehr gut. Die Achtjährige war so begeistert, dass sie sich im Anschluss an das Konzert Autogramme der Künstlerinnen und Künstler geben ließ.

 

Hochkultur in Birkenwerder

„Die Künstler wollten außerhalb der Kulturmetropole ihr Können zeigen“, erklärte Bürgermeister Stephan Zimniok das Konzert im Ratssaal. Er freute sich darüber, als „eigentlicher Kulturbanause mitten drin in einer Veranstaltung der Hochkultur zu sein.“

Die Sopranistin Marie Sofie Jacob ist Absolventin der Universität der Künste in Berlin (UdK), Bariton und Flötist Stefan Anđelković ist Masterstudent der UdK und der Pianist Evgeny A. Nikiforov ist Dozent an der UdK. Als Gast wirkte die Geigerin Charlotte Jonen bei einigen Stücken mit. Jonen ist eine direkte Nachfahrin des renommierten Geigers Joseph Joachim, nach dem ein Konzertsaal in der UdK benannt ist. Alle Akteurinnen und Akteure des Konzerts weisen beeindruckende Vitae vor.

Der Eintritt zum Konzert war frei, um Spenden wurde gebeten. Anders als vor Corona, als Nikiforov seine Konzerte zu Gunsten des Kinderhospiz Sonnenhof ausrichtete, fand das Konzert in Birkenwerder zu Gunsten der Künstlerinnen und Künstler statt. Denn die Butter auf dem Brot müsse irgendwie bezahlt werden, beschrieb der Pianist die durch die Pandemie ausgelöste schwierige Situation vieler Künstler.

Text/Foto: os

Foto 1: Christian Krüger

Bildunterschrift:

Bild 1: Bürgermeister Stephan Zimniok bedankte sich bei den Musikerinnen und Musikern für das Konzert und hieß die Gäste zur „Hochkultur-Veranstaltung“ willkommen.

Bild 2: Evgeny A. Nikiforov (Klavier), Marie Sofie Jacob (Sopran) und Stefan Anđelković (Bariton und Flöte) begeisterten das Publikum in Birkenwerder