Konzert an der Kulturpumpe begeistert das Publikum

Mit einem derartigen Besuch hatte man bei den Organisatoren vom Förderverein Kulturpark Birkenwerder e. V. am vergangenen Samstagabend wohl kaum gerechnet. Anfangs kamen die Besucher des angekündigten Konzertes der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot an der Kulturpumpe Birkenwerder (ehemaliges Wasserwerk) nur spärlich. Doch wenige Minuten vor Beginn um 19.30 Uhr waren alle Stühle besetzt, am Rande standen die Schaulustigen dicht gedrängt und auch die ehrenamtlichen Helfer an den Versorgungsständen (Getränke, Gegrilltes) hatten alle Hände voll zu tun. Viele der Besucher waren aus purer Neugier gekommen, weil sie die Kapelle noch nicht kannten und somit auch nicht so recht wussten, was sie erwartete. „Es waren am Ende wohl über 200 Besucher. Wir mussten nochmals losfahren, um Getränke zu holen“, sagte Vereinsmitglied Thomas Weber, der stundenlang am Grillstand für Leckereien sorgte.

Und so konnte er dann auch nur am Rande registrieren, dass sich bereits nach drei Liedern der Kapelle auf der imaginären (Sand)-Tanzfläche die ersten überwiegend weiblichen Tanzwilligen eingefunden hatten, und egal ob in Sandalen, Turnschuhen oder barfuß begeistert Beine und Hüften schwangen. „Tolle Musik, auch ich wusste nicht so recht, was mich erwartet. Es ist schön zu sehen, dass sich mit der Kulturpumpe hier in Birkenwerder wieder etwas entwickelt und sich Bürger engagieren“, sagte der langjährige ehemalige Bürgermeister Kurt Vetter, der in einer der vorderen Reihen saß.  

Und die Kapelle begeisterte nicht nur ihn. Launig, burschikos, provozierend und dann auch wieder fast andächtig in Erinnerungen und Erlebnissen schwelgend kamen die Lieder, mal von einem Sänger, mal im Duett oder auch nur instrumental von der elfköpfigen Gruppe mit vorwiegend Blechblasinstrumenten vorgetragen. Die Gruppe war 1986 in  Ost-Berlin als  Nachfolger der Liedtheatergruppe Karls Enkel mit dem Anspruch gegründet worden, Arbeiterlieder wieder hörbar zu machen und sowohl aus der bloßen Folklore als auch der politischen Propaganda der DDR zu befreien. Im Mittelpunkt des Repertoires stehen Interpretationen der Arbeiterlieder, beispielsweise von Hanns Eisler. Die Kurkapelle spielt diese unter dem Einsatz von Blechbläsern versetzt sie in treibende Rhythmen und macht sie lebendig und tanzbar. Obwohl gerade auf Konzerten die Lieder mit satirischen Einlagen kombiniert werden, werden sie doch nie in die Lächerlichkeit gezogen. Neben Arbeiterliedern nehmen die Werke der Band Ton Steine Scherben oder Rio Reiser eine herausragende Rolle ein. Darüber hinaus spielt die Gruppe auch eine Reihe von Eigenkompositionen, Werke verschiedener Künstler der Popmusik als auch Kompositionen der klassischen Moderne und eigene.

So wurden am Abend in Birkenwerder dann auch einige Änderungen im Lied über das schöne Berlin einfach in „mein Birkenwerder“ umgewandelt, was das Publikum noch zusätzlich zum Mitmachen animierte. Und ohne zwei lautstark geforderten Zugaben ließ das Publikum die Kapelle dann auch nicht gehen.

Jürgen Zinke