Zum Beginn der kalten Jahreszeit

Der Sommer ist vorbei. Zum traditionellen Abkneippen an der Briese trafen sich am Donnerstag etwa 40 Wassertreter, um durch das kühle Nass zu waten. Die Besonderheit: Das Wasser reicht fast bis zur Hüfte, da der Biber durch seine Bautätigkeit das Wasser staute.

Es war einer der ersten richtig kalten Herbsttage, für den die Physiotherapeutin Diana Rohner und Pfarrer Bernd Erzmann zum Abkneippen einluden. Die Wassertretanlage an der Briese war am Donnerstagnachmittag gut besucht, rund 40 Damen und Herren waren der Einladung gefolgt. Für Kinder war der Wasserstand zu hoch. Biber, die in der Region aktiv sind, hatten durch ihre Bautätigkeiten an mehreren Abschnitten eine Stauung des Wassers verursacht, sodass der Wasserstand bei rund 70 Zentimetern lag.

Hosenbeine hochzukrempeln alleine genügte nicht, das Wasser reichte auch bei Erwachsenen mindestens bis zur Mitte der Oberschenkel. „Anfangs war es schon eine Überwindung, ins Wasser zu gehen“, sagt Detlef Lindemann aus Hohen Neuendorf. Seine Frau, die Patientin bei der Physiotherapeutin Diana Rohner ist, und auf diese Weise vom Abkneippen erfuhr, nahm ihren Mann direkt mit – beide bereuen die Teilnahme nicht, wie ihre strahlenden Gesichter später zeigen. „Ich bade selbst im Spätsommer noch im Pool, aber Kneippen ist vom Gefühl her ganz anders“, sagt Detlef Lindemann.

Das stoische Waten durchs kühle Wasser ist auch förderlich für die Gesundheit, wie schon der Priester und Naturheilkundler Sebastian Kneipp wusste. In Anlehnung an den Erfinder des Kneippens sprach Pfarrer Bernd Erzmann in seiner Predigt: „Heute möchte ich Ihnen als ehrwürdiger Pfarrer Sebastian Kneipp in meiner kurzen Predigt mitteilen, wie die hier überwiegend gesundheitlich angeschlagenen Kreaturen gesund und munter durch meine Heilmethoden viele weitere Lebensjahre erreichen konnten.“ Kneipp alias Erzmann schwört auf die Kneippsche Gesundheitslehre im Kontrast zur „Pillenverordnungstherapie“. Eine der Weisheiten lautet: „Was heilbar ist, das heilt das Wasser!"

Regelmäßige Bewegung sei sehr wichtig, denn: „Wer rastet, der rostet!" Erzmann erinnerte auch daran, dass Kneipp zu seiner Zeit – er lebte von 1821 bis 1897 – von Medizinern als „Quacksalber“ verunglimpft wurde.

Wassergänger Detlef Lindemann watete gleich mehrere Runden durchs Wasser und stellte fest: „Das Gefühl, sofort wieder raus zu wollen, nimmt tatsächlich ab. Man kann sich also daran gewöhnen.“ Auch das Barfußlaufen auf dem kühlen und feuchten Herbstboden fällt ihm nach dem Kneippen nicht schwer. „Das hätte ich anfangs nicht gedacht“, erklärt er.

Für alle, die sich nach dem kurzen Fuß- beziehungsweise Beinbad wieder aufwärmen wollten, wurde heißer Tee ausgeschenkt. Dazu gab es kleine Häppchen. Die Phönix Hauskrankenpflege Birkenwerder steuerte selbst gebackenen Kuchen bei. Musikalische Begleitung durch einen Dudelsackspieler gab es in diesem Jahr aber nicht.

Diana Rohner initiiert das jährlich stattfindende An- und Abkneippen gemeinsam mit Bernd Erzmann seit 2021, nachdem sich der Handel- und Gewerbetreff (HGT) aufgelöst hatte. Zuvor hatte sie mit ihrem Team bereits die Gymnastikübungen vor dem gemeinsamen Wassertreten geleitet und war selbst Mitglied im HGT. Die Wassertretanlage wurde auf Initiative des Handel- und Gewerbetreffs gebaut und 2008 eingeweiht.

„Der HGT hatte darum gebeten, diese Tradition am Leben zu erhalten“, sagt Diana Rohner, die auch dieses mal wieder Aufwärmübungen zeigte. „Ich habe das gerne übernommen, weil das Kneippen sehr beliebt ist“, sagt die Physiotherapeutin. „Wichtig ist, dass man vorher ein paar Übungen mit den Füßen zur Erwärmung macht." In ihrer Praxis in Birkenwerder wies sie mit Flyern auf das Abkneippen hin. „Auch in meiner Rehasport-Gruppe habe ich zur Veranstaltung eingeladen“, sagt sie.

Für die Durchführung von Kaltwasseranwendungen hat Diana Rohner einige hilfreiche Tipps. „Wichtig ist, die Anwendung nur mit warmem Körper durchzuführen. Bei akuten Nieren-, Blasen- oder Harnwegserkrankungen und während der Menstruation sollte darauf verzichtet werden.“ Kaltwasseranwendungen gibt es in ganz verschiedenen Ausführungen, zum Beispiel als Knieguss, Schenkelguss, Gesichtsguss, Wassertreten oder sogar Schneetreten.

Es ist überliefert, dass Sebastian Kneipp sogar einmal zum Papst nach Rom gerufen wurde, wo er dessen Schlafstörungen mittels kalter Umschläge auf dem Oberkörper heilte.

Text/Foto: ww

Bildunterschrift:

Bild 1: Zum traditionellen gemeinsamen Abkneippen an der Wassertretanlage an der Briese in Birkenwerder kamen etwa 40 Wassertreter. Pfarrer Bernd Erzmann (l.) war als Sebastian Kneipp verkleidet
Bild 2: Zum traditionellen gemeinsamen Abkneippen an der Wassertretanlage an der Briese in Birkenwerder kamen etwa 40 Wassertreter. Zum Aufwärmen gab es heißen Tee.
Bild 3: Organisiert wurde das Kneippen von Physiotherapeutin Diana Rohner und Pfarrer Bernd Erzmann