Pestalozzi-Schüler*innen wählen Grün-Rot

Wenn es nach den 5.- und 6.-Klässler*innen der Pestalozzi-Schule in Birkenwerder ginge, gäbe es eine Grün-Rote Bundesregierung, mit Annalena Baerbock als Kanzlerin. Das zeigen zumindest die Ergebnisse der U18-Wahl, die die GeWi-Lehrer*innen mit den 5. und 6. Klassen durchgeführt haben.

Wahlergebnisse der U18-Wahl in der Pestalozzi-Schule

Am 20. und 21. September 2021 durften die 5.- und 6.-Klässler der Pestalozzi-Grundschule in einer U18-Bundestagswahl symbolisch ihre Stimme abgeben. 151 Schüler*innen verteilten sich wie folgt: 35% wählten die Grünen, 25% die SPD, 18% die CDU, 6% die FDP, 3% die Linke, 2% die AfD und 11% Sonstige. Birkenwerders Grundschüler*innen würden also eine Grün-Rote Regierung deutlich befürworten.

„Es wurde mit Feuereifer diskutiert“

Die GeWi-Lehrer*innen der Pestalozzi-Grundschule, allen voran Franziska Drusche, wollten ursprünglich lediglich vier Schulstunden mit den 6. Klassen nutzen, um die anstehende Bundestagswahl 2021 zu thematisieren. Sie beschäftigten sich mit den Kanzlerkandidat*innen und sahen dazu Interviews von Kinderreportern. Das Interesse und die Diskussionsfreude bei den Kindern sei daraufhin so groß gewesen, dass Frau Drusche mit ihrer Klasse das Thema immer weiter ausgebaut habe. Die Schüler*innen analysierten Wahlprogramme in Gruppenarbeit, recherchierten am Computer und befragten ihre Lehrerin. Es zeigte sich, dass die Mehrheit der Schüler*innen ein Tempolimit von 130 km/h, die Erhöhung des CO2-Preises und den Ausbau des ÖPVN befürwortete. Kritisch sähen die meisten 6.-Klässler*innen Sterbehilfe, die Legalisierung von Canabis, die Förderung der traditionellen Familie und die Einführung des Wahlrechts ab 16. Letzteres begründeten die Kinder damit, dass Jugendliche noch zu stark vom Elternhaus beeinflussbar seien, erzählte Lehrerin Franziska Drusche amüsiert. Sie selbst würde ihren Schüler*innen das Wahlrecht durchaus zusprechen. „Den Kindern machte das diskutieren und argumentieren sichtlich Spaß“, berichtete Franziska Drusche, das hohe Niveau der Diskussionen habe sie dabei nicht erwartet.

Politikinteresse führt zur Wahl

Die Schüler*innen forderten immer mehr Zeit für das Wahlthema, sodass sich die GeWi-Lehrer*innen der Pestalozzi-Schule entschieden, die Bundestagswahl in der Schule nachzustellen. Sie organsierten U18-Wahlzettel und richteten ein Wahllokal samt Urne und Wahlkabinen in der Schule ein. Wahlhelfer*innen, Wahlleiter*innen und Wahlbeobachter*innen wurden gewählt, wobei die Rollen wechselten. „Wir haben die Bundestagswahl so echt wie möglich nachgestellt“, resümiert Franziska Drusche. Nachdem alle 5. und 6. Klassen gewählt hatten, wurden die Stimmzettel zunächst zweimal, nach Unstimmigkeiten sogar ein drittes Mal ausgezählt und dabei Details diskutiert, zum Beispiel wann eine Wahl ungültig ist.

Doch auch nach der Wahl sei der Wissensdrang der Schüler*innen noch nicht gestillt gewesen. Die Kinder wollten auch noch die kleinen Parteien besprechen, die sie auf den Wahlzetteln gefunden hatten. Abschließend will Drusche mit ihren Schüler*innen darüber sprechen, welche Koalitionen nach der tatsächlichen Bundestagswahl möglich sind und welche die Kinder befürworten würden. Aus ursprünglich geplanten 4 Schulstunden entwickelte sich auf Wunsch der Schüler*innen ein mehrwöchiges Projekt. „Es ist sensationell, ein richtiger Selbstläufer. Und ganz praktisches Lernen“, findet Franziska Drusche. Ihr Vorschlag in der Lehrerkonferenz, ein solches Projekt bei zukünftigen Wahlen fest einzuplanen, stieß auf großen Anklang.

Text: os, Foto: F. Schumann

 

Bildunterschrift:

Bild 1: Die 5.- und 6.-Klässler*innen der Pestalozzi-Grundschule Birkenwerder nahmen an einer U18-Wahl zur Bundestagswahl teil