Sarah Olischläger ist Birkenwerders neue Klimaschutzmanagerin

Sie werden umweltfreundlicher und zukunftssicher – immer mehr Kommunen beschäftigen in ihrer Verwaltung einen Klimaschutzmanager. In Birkenwerder ist die Stelle nun seit 2017 bereits zum vierten Mal besetzt, erstmals jedoch unbefristet, was auf einen Beschluss der Gemeindevertretung zurück geht. Als die Stelle Anfang 2023 neu ausgeschrieben wurde, ergriff die Diplombiologin Sarah Olischläger ihre Chance und bewarb sich bei der Gemeinde Birkenwerder, in der sie seit 2018 mit ihrer Familie lebt.

Die Phase der Bewerbung fiel mitten in die Zeit der Bürgermeisterwahl. „Ich habe eine Weile keine Antwort erhalten. Als ich dann gar nicht mehr daran dachte, rief mich die Personalleiterin Frau Weiß an. Das werde ich nicht vergessen, ich saß nämlich gerade auf dem Zahnarztstuhl“, erzählt Sarah Olischläger lachend. Im Bewerbungsgespräch im Rathaus zeigte sich dann schnell, dass die Chemie stimmt. Aufgrund der Kündigungsfrist im vorherigen Job am Alfred-Wegener-Institut in Potsdam konnte sie die Stelle als Klimaschutzmanagerin dann aber erst zum 1. Oktober 2023 antreten. Bürgermeister Stephan Zimniok ist sehr zufrieden mit seiner neuen Mitarbeiterin. „Sie verfolgt in ihrer Arbeit als Klimaschutzmanagerin einen pragmatischen Ansatz und ist sehr motiviert“, betont er.

Bis die Stelle der Klimaschutzmanagerin nun als Bestandsstelle in der Gemeindeverwaltung Birkenwerder etabliert werden konnte, wurde sie finanziell gefördert. Mit einer Kommunalrichtlinie unterstützt das Bundesumweltministerium seit 2008 den Klimaschutz in Städten und Gemeinden. Die positiven Effekte gehen dabei weit über die CO2-Reduzierung hinaus: Sie steigern die Lebensqualität vor Ort und entlasten den kommunalen Haushalt durch sinkende Energiekosten. Anfang 2022 hat das Ministerium die Kommunalrichtlinie im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) novelliert. Neue Förderschwerpunkte, insbesondere in Form personeller Unterstützung für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, erweiterte Antragsberechtigungen und eine lange Geltungsdauer sollen neue Anreize für kommunale Akteure schaffen, sich für den Klimaschutz vor Ort zu engagieren.

Eine ihrer ersten Aufgaben als neue Klimaschutzmanagerin war die Antragstellung für Fördermittel, mit denen die Aufstellung der kommunalen Wärmeleitplanung der Gemeinde Birkenwerder finanziert werden soll. „Den Antrag konnte ich gerade noch so rechtzeitig einreichen – eine Woche bevor die Haushaltssperre des Bundes beschlossen wurde“, erzählt Sarah Olischäger. Immer mehr Kommunen erarbeiten eine Wärmeleitplanung, Oranienburg ist diesbezüglich brandenburgweit Vorreiter. Der Blick in die Nachbarkommunen lohnt sich. Regelmäßig treffen sich die Klimaschutz- und Energiemanager von Oranienburg, Mühlenbecker Land, Hohen Neuendorf, Zehdenick, Hennigsdorf, Glienicke, dem Landkreis Oberhavel und der Regionalen Planungsgemeinschaft (Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel), um sich über ihre Ziele und Erfahrungen auszutauschen. Zu den internationalen Zielen, welche die kommunalen Klimaschutzmanager umsetzen sollen, gehört das Energiesparen und das Verringern der Treibhausgas-Emissionen.

Als Klimaschutzmanagerin bekommt Sarah Olischläger auch immer wieder Bürgeranfragen. Vor allem das neue Gebäudenergiegesetz, auch Heizungsgesetz genannt, verunsichert viele Eigenheimbesitzer. Doch für den Einbau einer neuen Heizung, die mit erneuerbarer Energie betrieben wird, gibt es Fördermittel. „Durch die CO2-Bepreisung werden ab jetzt jedes Jahr alle fossilen Brennstoffe stufenweise teurer“, gibt Sarah Olischläger zu bedenken.

Und was sagt sie zum Klimaschutz-Aktivismus, wie ihn die „Letzte Generation“ betreibt? „Ich würde mich nicht auf die Straße kleben und würde es auch nicht empfehlen“, sagt sie. Als noch vor Corona viele Kommunen, auch Birkenwerder, einen Beschluss fassten, den Klimanotstand auszurufen, empfand sie dies als sinnvolles politisches Signal. Dass die Kosten für fossile Brennstoffe plötzlich explodieren können, wurde vielen aber erst im Zuge des Ukraine-Krieges und der Energiekrise schmerzlich bewusst. Anstelle eines radikalen Klimaaktivismus empfiehlt Sarah Olischläger, diese Kräfte eher in die Gewinnung neuer Energien zu stecken und damit tatsächlich etwas fürs Klima zu tun. „Wir experimentieren in unserem Garten zum Beispiel gerade mit einem Biomeiler, das ist eine ganz tolle Sache“, sagt sie.

Sarah Olischläger kommt ursprünglich aus Bremen und wuchs im beschaulichen Worpswede (Niedersachsen) auf. Zunächst entschied sie sich für ein Studium der Kulturwissenschaften, wechselte dann aber zur Naturwissenschaft. An der Universität Bremen studierte sie Biologie. „Das war auch damals in der Schule eines meiner Lieblingsfächer“, erzählt sie. Sarah Olischläger interessierte sich am meisten für die Meeresbiologie und setzte dort ihren Schwerpunkt. Die Uni Bremen arbeitet eng mit dem Alfred-Wegener-Institut zusammen, was ihr die Chance eröffnete, für ihre Diplomarbeit in die Antarktis zu reisen und von einem Forschungsschiff aus Meeresproben zu untersuchen. Eines der Ziele war es, herauszufinden, in welchen Tiefen Kieselalgen überwintern. „Algen ziehen viel CO2 aus der Atmosphäre, haben also einen positiven Einfluss auf das Klima“, erklärt die Biologin.

Im Anschluss an ihr Diplom blieb sie noch vier Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität und forschte im Bereich der Didaktik für angehende Biologielehrer. Danach arbeitete sie im Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Ihr Mann, ebenfalls Biologe, lockte die Möglichkeit für einen Seiteneinstieg in den Lehrerberuf nach Brandenburg. Sarah Olischläger wechselte dann zum Wegener-Institut nach Potsdam. „Wir sind direkt nach Birkenwerder gezogen und haben uns total wohl gefühlt“, erzählt sie. Das Pendeln nach Potsdam nahm viel Zeit in Anspruch, sodass letzlich der Wunsch reifte, wohnortnah zu arbeiten.

Nach den ersten Monaten im neuen Job ist die 47-Jährige zuversichtlich, sowohl die Verwaltung als auch die Bürger Birkenwerders in Sachen Klimaschutz voranzubringen. „Ich sehe mich als Vermittlerin zwischen Politik, Bürgern und Verwaltung“, erklärt sie. Derzeit absolviert sie eine Fortbildung zur „Energieeffizienzexpertin“ beim Campus für Energie & Wirtschaft (Aachen). Dann kann sie, wie ihr Vorgänger, auch wieder eine Energiesprechstunde für Bürger im Rathaus anbieten.

Text/Foto: ww

Bildunterschrift: Sarah Olischläger ist seit Oktober 2023 Klimaschutzmanagerin der Gemeindeverwaltung Birkenwerder