Stolpersteine in Oberhavel

 

„Stolpern, stutzen, stehen bleiben, nachdenken – so kann es jemandem gehen, dem im Trottoir so ein Stein auffällt. Das wünsche ich mir“, sagte einst der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er hatte das Projekt „Stolpersteine" 1992 ins Leben gerufen.

 

Stolpersteine sollen an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch an andere verfolgte Gruppen erinnern, die zwischen 1933 und1945OpferderNationalsozialisten wurden. Ihr Name, Geburtsjahr und Schicksal wird in eine kleine quadratische Messingtafel eingeschlagen und mit einem Betongewicht versehen. Als Steine werden sie anschließend vor Wohngebäuden in jenen Straßen verlegt, in denen sich der letzte Wohnort der Verfolgten befand, bevor sie aus ihrem Lebensumfeld gerissen wurden.

Stolpersteine erinnern uns an jedes einzelne Schicksal der Verfolgten oder ermordeten Mitbürgerinnen und Mitbürger und geben Menschen ein Gesicht, eine erfahrbare Biografie. Sie sind dezentrale Denkmale für die Opfer des Nationalsozialismus und ergänzen die Großdenkmale und Gedenkstätten, die uns auch in Oberhavel in den Städten wie auf dem Land an das Unfassbare erinnern. Doch es geht nicht nur ums Erinnern. Es geht darum zu reflektieren, zu welchen Gräueltaten Menschen imstande waren, um daraus zu lernen. Damit die Vergangenheit nie wieder Gegenwart wird.

Die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und die Anliegen der Überlebenden in die Zukunft zu tragen – das ist ihr Auftrag an uns.

Deshalb hat unser Kreistag beschlossen, eine Broschüre zu den Stolpersteinen in Oberhavel zu initiieren.

Diese informiert über die Schicksale hinter den Stolpersteinen und gedenkt zugleich der Menschen, die im Landkreis Oberhavel Opfer des Nationalsozialismus wurden. Dabei hat Oberhavel eine besondere Verantwortung. Wir sind der einzige Landkreis bundesweit, in dessen Grenzen sich gleich zwei ehemalige Konzentrationslager befinden. Zusätzlich beleuchtet die Broschüre die Geschichte der einzelnen Kommunen des Landkreises während der Zeit 1933 bis 1945.

Sie soll ebenso als Anregung zur Verlegung weiterer Stolpersteine dienen, denn noch längst sind nicht alle Schicksale im Landkreis aufgearbeitet. Der Landkreis Oberhavel ermutigt Schulen, Heimat- und Geschichtsvereine sowie andere Initiativen, sich mit diesem Erbe zu befassen und neue Projekte zu initiieren.

Wir freuen uns über Informationen zu Neuverlegungen, denn nur so können wir die einzelnen Schicksale sichtbar zu machen. Nutzen Sie dafür gern unsere Mailadresse remo@oberhavel.de.

Mehr als 100.000 Stolpersteine sind seit 1992 in 25 Ländern Europas und knapp 1270 Kommunen Deutschlands verlegt worden – davon bisher 123 Stolpersteine in Oberhavel.

Die persönlichen Geschichten hinter den 123 Stolpersteinen in Oberhavel finden Sie hier.

Text: Landkreis Oberhavel